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Camille Saint-Saëns Weihnachtsoratorium

Prélude (Nr. 1)

Gilt die Adventszeit als allgemein von fröhlicher Stimmung geprägt, dürfte zu Beginn einer Aufführung Saint-Saëns’ Oratorio de Noël doch das grösste Schmunzeln für die Gesichter der auftretenden Kontrabassist:innen reserviert sein. Die linke Hand noch schonend dürfen sie ein leeres D zupfen und sich dann sogleich gemütlich zurückzulehnen und gemeinsam mit der Zuhörer:innenschaft dem festlichen Präludium zu lauschen.

Mit den Bässen startend und in den folgenden Takten alleine zu hören stellt die Orgel zuerst das Thema in einer verspielt klingenden Variation über einem Dominantorgelpunkt vor; zu benutzen sei stets das Oboenregister - eine luftig und leicht nasal klingendes Pfeifenregister, die sich gut mit dem Streichapparat mischt und durch den so entstandenen an ein gängiges Kammerorchester erinnernden Klang weniger ungewohnt erscheint als es ein erster Blick auf die Instrumentierung des Werks vielleicht vermuten liesse. Die Streicher:innen setzen gemeinsam ein, spielen das Thema in strahlendem G-Dur. Saint-Saëns versteht es, eine höchst feierliche Stimmung in Form einer Pastorale heraufzubeschwören, ohne in überschüssigen Pomp zu verfallen.

Ohne grössere Umschweife präsentiert uns der Komponist das Thema gleich nochmals in D-Dur und danach in leicht variierter Form in A-Dur, bevor sich das Geschehen leicht beruhigt und und blockartig gestrichene Akkorde von kurzen Orgelpassagen umspielt werden. Plötzlich wird ein c-Moll-Klang angedeutet, der für einen kurzen Moment der Besinnung sorgt, bevor die Streicher:innen mit dem Thema unisono in G- und C-Dur die Wärme zurückbringen. Zum Schluss dürfen auch die Kontrabässe wieder mittun, zwei gezupfte G’s vollenden den Rahmen dieses Präludiums und bestätigen G-Dur als Grundtonart des Werks.